Bilder können lügen, Texte sowieso, das ist keine neue Erkenntnis. Mit neuer Technik wird auch der Grad der Manipulierbarkeit immer weiter ausgedehnt. Einer einfachen visuellen Kommunikation ist heute nicht mehr zur trauen, denken wir beispielsweise an das Fake-Videointerview mit Franziska Giffey im Juni 2022, in dem sich das Satiriker-Duo Vovan und Lexus als Vitali Klitschko ausgab.

Gebunden an ihre fluide Stofflichkeit können Bilder jederzeit abgefangen, kopiert oder blitzschnell modifiziert werden. Auch der „originale“ digitale Code eines Bildes ist kein statisches Gebilde. Ähnlich einer Partitur, wird er von verschiedenen technischen Geräten immer wieder neu interpretiert und temporär auf ihren Oberflächen zur Aufführung gebracht. Was bedeutet diese brüchige Physis der Bilder für ihre Inhalte und ihre Lesbarkeit?

In der von Sylvia Henrich konzipierten Ausstellung werden Bildmaterialien verschiedenster Art und Herstellungsweise in Dialog treten – Subjektivität trifft auf Autokorrektur. Durch einen „umstürzlerischen Umgang mit technischen Verfahren“ (S. Weier) führt die Künstlerin Kollisionen herbei, die den Blick auf dahinter liegende Strukturen freigeben und neue Vorstellungsräume eröffnen.