Ronka Oberhammer - Spuren von Hänsel und Gretel / Fotografie
Die Grenze des Sehen, die Fotografie, hat Ronka Oberhammer früh fasziniert. Von dem Abbild des Realen (dokumentarische Projekte) wendet sich Oberhammer hin zur inszenierten Anordnung, die sie mit ihrer eigens entwickelten sogenannten Agfa Isola festhält, einer Rollfilmkamera aus den Sechzigern. Die Foto-grafin baut den Apparat um: An der Stelle an der sich vorher das Objektiv der Kamera befand, belässt sie das entstandene Loch und funktioniert den Verschluss so um, dass es ihr ermöglicht mit dem Drahtaus-löser Verfremdungen, Perspektivverschiebungen entstehen zu lassen. Die Verschiebung resultiert aus dem 3,5 cm-Abstand zwischen Loch und Film. Das Abgebildete wird leicht unscharf, verwischt wiedergegeben, Kennzeichen von Oberhammers Arbeiten. Diese Verwackelung der Lochkamerafotografie verstärkt neben ihrer Themenwahl (Außerirdische, Märchengestalten...) den Charakter des Irrealen, Entrückten.
Der Blick des Betrachters lenkt die Aufmerksamkeit auf das Detail. Ausschnitte einer Märchen-Szenerie von "Hänsel und Gretel" rücken auf großformatigen Abzügen in den Mittelpunkt, deren Künstlichkeit eine Intensivierung durch die poppigen Bonbon-Farben erfährt.
Die Sujetauswahl der Fotografin unterstützt die Erkundung nach Wahrheit und Fiktion und thematisiert synchron auch die Erkundung selbst, denn die Erzählung von "Hänsel und Gretel" führt uns eine Weg-Geschichte vor Augen: Unbekanntes zu entdecken, den Weg einer Entwicklung zu gehen und sich dem scheinbar unabwendbaren Los zu widersetzten.
Die 1972 in Innsbruck geborene freie Fotografin Ronka Oberhammer lebt in Berlin.
Text: Dr. Jennifer Hieber
Det Kraus - Virtugrafien Virtugrafien sind digitale Collagen, für die der Künstler Det Kraus Ausschnitte von eigenen Fotografien und Scans von beispielsweise Insektenflügeln, einem Fieberthermometer oder dem Innenleben einer Glühbirne verwendet. Fast wissenschaftlich seziert er das Ausgangsmaterial, und stellt die unterschiedlichen Bildteile zur Weiterbearbeitung frei.
Die Arbeit an den Virtugrafien beschränkt sich nicht nur auf ihre Produktion. In
»Virtuelle Funde« transformiert, stellt Kraus eine Auswahl von Virtugrafien in einen neuen, in diesem Fall archäologischen Kontext und ordnet den modifizierten Arbeiten reale Fundorte zu. Für diese Arbeiten erhielt er u.a. den Preis für Fotokunst des Rhein-Sieg-Kreises.
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Ronka Oberhammer
- Spuren von Hänsel und Gretel |
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Det Kraus, V3, 2000/01 |
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