Nina Röders Vorfahren wurden als Sudetendeutsche nach dem Zweiten Weltkrieg aus der tschechischen Stadt Marienbad vertrieben. Bis zu dem Zeitpunkt war ihr Urgroßvater Josef Behr als Concierge im Hotel Bayrischer Hof tätig. Seit 2018 reist die Fotografin regelmäßig mit ihrer Familie in den Kurort und verbringt Zeit in genau jenem Hotel.

Als Sehnsuchtsort stilisiert, wird Marienbad mit seiner Neokitsch-Ästhetik in Röders Fotografien zunächst zur Kulisse eines Spiels mit Identitätskonstruktion. Aufgrund der inszenierten Unbeschwertheit und Harmlosigkeit des Ortes treten neben erotisch konnotierten Einblicken immer wieder Bilder der Mutter auf, welche fiktive oder konstruierte Eigenschaften zeigen. Mit dieser Serie knüpft die Fotografin an frühere Arbeiten über eigene Familiennarrative an und führt ihre Untersuchung des Verlangens nach Wissen über die eigene Herkunft fort.