In seinem Werk widmet sich Alfredo Ramos Fernandez seit Jahren Relikten menschlicher Aktivität im öffentlichen Raum, die Rückschlüsse auf Widersprüche zwischen gesellschaftlichen Versprechen und ihrer Umsetzung erlauben. Local Blindness beschäftigt sich mit Überbleibseln festlicher Massenveranstaltungen außerhalb seiner Heimat Kuba. Es geht um Momente, in denen Personen sich anonym, und somit ungehemmter und freier als im Alltag, ausdrücken. Mehr noch als der Spaß beziehungsweise parallel dazu scheint die Möglichkeit der Anonymität etwas in den Tiefen der menschlichen Psyche zu wecken. Etwas, das zu Momenten vorübergehenden Aufbegehrens anregt, denn indem es die alltägliche Last der ‚Normalität‘ auf ihren Gegenpol überträgt, ermöglicht es indirekt eine Art kollektive Katharsis, die ihre Spuren hinterlässt. Entstanden ist eine Installation aus Jalousien, die sich aus Bildern dieser Reste zusammensetzen. Jalousien oder Vorhänge im Allgemeinen dienen entweder als Schutzbarriere vor dem Außen oder als Lichtfilter, der die Wahrnehmung des sich auf der anderen Seite Befindenden transformiert. Hier wird der Filter mit dem Inhalt des Außen als Metapher imprägniert, um Resonanzen im Innen der Betrachter*innen zu erzeugen.