WAS ZWISCHEN UNS STEHT
Angesichts anhaltender globaler Konfliktlagen wird mit Blick auf die (nicht nur) deutsche Gesellschaft eine Art „Veränderungserschöpfung“ (Steffen Mau) diagnostiziert. Dazu steht im Widerspruch, dass wir uns von Bildern und Texten, die die Ereignisse und Krisen begleiten, wie kaum je zuvor emotionalisieren und auch polarisieren lassen. Nationalistische Tendenzen, Verschwörungserzählungen, Staatsverdrossenheit, Gewalt von rechts, eine verschärfte Asylpolitik und die zunehmende Abschottung Europas an den Außengrenzen etc. beschreiben jenseits von autoritär agierenden Regimen und anhaltenden Kriegen nur einen Ausschnitt gefährlicher politischer Stimmungslagen. Sie zeigen, dass Demokratien brüchig zu werden drohen und ihr Fundament auch in Europa fragiler ist, als lange geglaubt und immer wieder neu gefestigt werden muss.
Man möchte mit der eigenen Stimme – und mit Bildern – der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung etwas entgegenhalten. Doch was kann mit Bildern, zumal mit fotografischen, tatsächlich noch gewusst und gesagt werden? Ist es nicht gerade die Kamera, die zwischen uns steht? Ununterbrochen zeichnet sie auf und bestärkt in unzähligen Kanälen mit ihren Bubbles die jeweiligen Gewissheiten. Bilder vertiefen Gräben, markieren Dissense und werden oftmals selbst zum Medium der Polarisierung.
Mit dem Leitmotiv was zwischen uns steht hat der EMOP Berlin 2025 Museen, Ausstellungshäuser, kommunale und private Galerien, Projekträume und (Kunst-)Hochschulen eingeladen, Ausstellungsprojekte vorzustellen und in den Festivalmonat einzubringen, mit denen die Fotografie (wieder) als ein Projekt entworfen wird, mit dem soziale und gesellschaftliche Realität beschreibbar wird. was zwischen uns steht gibt Beobachtungen, Erfahrungen, Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen zu unterschiedlichen Konfliktlagen Raum und setzt mit Bildern den anhaltenden Mechanismen der Polarisierung das Dialogische entgegen.