Urban Minutes

Robert Herrmann

Aus dem Mauerfall-Berlin kennt man das: Alles geht extrem schnell, gleichzeitig werden ständig Momente kreiert, die Kraft historischer Gültigkeit die Zeit anhalten. Andererseits ist das Festhalten für die Ewigkeit Foto-Alltag, heute vom Handy erledigt. Die Werkzeuge von Robert Herrmann sind simpel, quasi historisch – mechanische Mittelformat-Kamera, Schwarzweißfilm –, aber unendlich vielfältiger. Obwohl: nicht unendlich, denn die Belichtungszeit beträgt 60 Sekunden. Immer und überall. So entsteht eine Bestandsaufnahme Berlins, eingegliedert in den Reigen der Metropolen dieser Welt. Die Zeit definiert das Verhältnis zwischen Architektur und Mensch neu. Denn eine Minute ist mehr als ein Moment. Ein Mensch muss dabei stillhalten, um nicht verschwommen abgebildet zu werden. Im Maßstab eines Tages oder Monats aber erscheint eine Minute verschwindend gering. Bewegt sich ein Mensch in dieser Zeit, kann das Bild ihn nicht mehr erfassen. Er verschwindet vor der Stadtkulisse. So bewirkt der Mensch nur etwas in der Masse, die in diesen Bildern eben nicht verschwindet. Wie 1989 in Berlin.