Glazial-Kosmogonie

Josée Pedneault

Die Installation Glazial-Kosmogonie besteht aus mehreren Elementen. Die verschiedenen Bilder sind nicht das, was sie zu sein vorgeben; sie laden die Betrachter*innen ein, das Gesehene zu hinterfragen. Die Installation verbindet Fotografien mit Auszügen aus historischen Materialien, um Konstruktionen von Wissen und Wahrheit zu untersuchen. Ausgangspunkt des Projekts ist die pseudowissenschaftliche „Welteislehre“, die der österreichische Ingenieur Hanns Hörbiger Anfang des 20. Jahrhunderts erfand. Seine Theorie behauptet, dass die meisten Bestandteile des Weltalls – der Mond, die Sterne und Planeten – aus Eis bestehen. Hörbigers Entwurf einer „neuen Entwicklungsgeschichte des Weltalls“, angesiedelt im Grenzbereich von Wissenschaft, Philosophie, Sekte und Kunst, bildete ein Bezugssystem aus Erklärungen, das sich den Prinzipien wissenschaftlicher Verifizierbarkeit verschloss. Die Welteislehre wurde vom Wissenschaftsbetrieb einhellig abgelehnt, vom breiten Publikum jedoch begeistert aufgenommen und von den Nationalsozialisten gefördert. Die Entwicklung dieser Theorie spiegelt den verheerenden Einfluss wider, den eine Verknüpfung von Interpretationssystemen mit berüchtigten politischen Ideologien auf bestehende Paradigmen ausübt.
(Josée Pedneault)