Wovon die Anderen träumen

Fotografien von Jule Kaiser und Charlotte Menin

Jule Kaiser, Charlotte Menin

Roma werden in Europa, ähnlich den Native Americans in Nordamerika, als Menschen gesehen, die sich am Rande der Gesellschaft eine eigene gebildet haben, bestimmt von Armut und Kriminalität. Geschichten über sie erzählen von „freien Nomaden", die durch die Wildnis reisen. Wild sind in der Gegenwart aber vor allem die Umstände, denen sich diese Menschen in der Gesellschaft unterwerfen müssen. Während jedoch in Amerika mit Roma weiter fahrende Schausteller assoziiert werden, neigen die Europäer nach wie vor zu einer verklärenden Romantisierung der American Indians. Denn „die Anderen“ in unserer Nähe betrachten wir als Bedrohung, während wir „die Anderen“ in der Ferne als Projektion für unsere Sehnsüchte nutzen. Jule Kaiser reiste nach Oklahoma in die indianische Hauptstadt der USA, Charlotte Menin porträtierte eine Gruppe rumänischer Roma in Mailand. Es sind keine Elendsgeschichten entstanden, die den Anspruch haben, uns über die Wirklichkeit von Roma und Native Americans zu unterrichten. Beide Arbeiten funktionieren wie ein Mosaik von Wirklichkeiten – Fragmente subjektiv gesammelter Eindrücke.