Langzeit­aufnahmen

Michael Wesely

Der Fotograf Michael Wesely hat seit Anfang der 1990er Jahre Techniken für extrem lange Belichtungszeiten entwickelt und perfektioniert, um ebenso einzigartige wie unwiderstehliche Bilder zu realisieren. Mit Hilfe von Filtern und einer sehr kleinen, bei professionellen Objektiven jedoch durchaus üblichen Blende, gelingt es ihm, das Licht, das auf das Negativ trifft, so zu minimieren, dass die Belichtungszeiten sich um mehrere Male vertausendfachen. Manche Aufnahmen von Bauarbeiten auf dem Areal des Potsdamer Platzes weisen Belichtungszeiten von bis zu 26 Monaten auf. Die Ergebnisse von Weselys Experimenten sind ebenso verblüffend wie ästhetisch überzeugend. Als das Museum of Modern Art anfing, sein ehrgeiziges Bau- und Renovierungsprojekt umzusetzen, erkannte man sofort, dass für die künstlerische Dokumentation des Projekts eigentlich nur Wesely in Frage kam. Beinahe drei Jahre später waren die Aufnahmen fertig, und ihre Pentimenti ähnlichen Schichten aus transparenten Bildern und Überlagerungen geben die Evolution des Bauprojekts als ein dichtes, fein gesponnenes Netz aus Formen und Farben im Raum wieder. (Aus einem Essay von Sarah Meister, MoMA, New York)