Verlassene Orte

Deutschland 2006 – 2014

Jeanne Fredac

Jeanne Fredacs Bilder sind Zeugnisse vergangener Zeiten. Einer Lumpensammlerin gleich spürt sie Orte auf, die dem kollektiven Bewusstsein längst entrückt sind. Wer sich auskennt, weiß um die Orte und erinnert sich an die Zeit, als diese Gemäuer noch Leben schützten und Sterben begleiteten. Dieses scheinbar bloße, dabei bis zur Perfektion betriebene Ablichten wirft eine Frage auf: Wie gehen wir mit Geschichte um?
Jeannes Blick ist einer von außen. Politisch interessiert, nimmt sie Anteil an den Gedanken und Hoffnungen, die die Orte bis Ende der 1980er Jahre verbargen. Gleichzeitig stellt sie die Frage nach der Endlichkeit von Ideen – diejenigen, die von einer Mauer umringt waren und diejenigen, die das Heute tragen werden, wenn ihre Zeit gekommen ist. Der Widerspruch zwischen der ästhetischen Form und den morbiden Inhalten der Fotos löst sich damit auf. Das Licht am Ende eines Tunnels muss nicht zwangsläufig ein entgegenkommender Zug sein.

Thomas Hausstein